Autoren Campus / Drei-Wort-Geschichte

Mit unseriösen Mitteln ist meine Version der Drei-Wort-Geschichte. Alle zwei Wochen werden im Autorencampus drei Wörter ausgelost, aus denen wir eine kurze Geschichte schreiben können. Der Text darf 2400 Zeichen nicht überschreiten. Die Begriffe setzen sich zusammen aus Ort, Person und Gegenstand. Die ausgeloste Person muss nicht der Protagonist selbst sein, obwohl das sicherlich eine interessante Herausforderung wäre.

Mit unseriösen Mitteln

»Ist die Projektionskuppel bereit?« ruft Emilia. Ungeduldig trommelt sie mit den Fingern auf das Bedienpult. Ihr Kollege hängt seit zwanzig Minuten an einem Sicherheitsseil, um das Audiosystem zu überprüfen.
»Alles klar«, antwortet er einige Sekunden später, »die Boxen schnurren, du kannst loslegen.« Er seilt sich ab und begibt sich in den Technikraum.

Emilia schaltet den Sternenprojektor ein. Auf der Projektionsfläche erscheint ein pink-roter Nebel, der sich über die gesamte Kuppel ausbreitet. Der Rosettennebel.
»WOW!« Die junge Frau steht mit weit aufgerissenem Mund vor dem Sichtfenster.
»Wo hast du diesen Projektor aufgetrieben?«
»Stammt aus einer Sternwarte, die das Teil nicht mehr brauchen.«
Alex zieht feierlich eine Sektflasche aus seinem Rucksack und zwei in Zeitungspapier eingewickelte Gläser.
»Lass uns darauf anstoßen.«

»Was wollen die denn hier?« Emilia deutet mit dem Finger auf den Überwachungsmonitor.
Alex erstarrt, als er die beiden Polizeiwagen auf dem Gästeparkplatz des Planetariums entdeckt.
»Naja, vielleicht …« stottert er.
Emilia sieht, dass ihm kalter Schweiß auf der Stirn steht.
»Dieser Projektor. Also, das Teil war nicht billig. Das Geld war nicht ganz sauber.«
»Wie meinst du das? Du wirst dein Geld ja wohl kaum als Dealer verdienen?«
Sie schaut ihn belustigt an, doch in ihrer Stimme schwingt ein Hauch von Zweifel mit.
»Ich vermittle Kunstgemälde.«
»Das ist doch nicht strafbar.«
»Bekannte Gemälde. Originale aus Museen und Ausstellungen.«
»Hast du die gestohlen?«
»Naja, nicht direkt.«
»Muss ich dir alles aus der Nase ziehen? Ich dachte wir sind mehr als Kollegen.«

Alex sieht wie sich die Polizisten im Auditorium durch die Sitzreihen schlängeln. Panisch rennt er los und reißt in der Hektik einen Bilderrahmen vom Pult.
Der Krach weckt die Aufmerksamkeit der uniformierten Besucher.
»Hier lang«, ruft einer der Polizisten. Sie bewegen sich in Richtung des Technikraums. Emilias Kollege läuft ihnen direkt in die Arme. Das Herz schlägt ihm bis zum Hals.
»Immer mit der Ruhe, junger Mann!« Der Beamte versperrt dem Flüchtigen den Weg.
»Sind Sie Alex Pfeiffer?«
Er nickt und senkt den Blick zu Boden.
»Wir ermitteln in einem Fall von Hehlerei und haben diesbezüglich einige Fragen an Sie. Würden Sie uns bitte aufs Präsidium begleiten?«

Alex willigt ein. Sein Blick schweift zu Emilia, die ihre Lippen zusammenpresst.
Seine große Liebe, er hat sie enttäuscht.

Randinformationen

Personen, Räumlichkeiten und Handlung sind frei erfunden. Sie nehmen keinen Bezug zur Realität. Falls Ähnlichkeiten bestehen, war dies keine Absicht.

Das Titelbild von „Mit unseriösen Mitteln“, stammt von Adobe Stock (Abo-Paket).